Foto: Kathrin Dorsch

25.01.2023
Bayerns Umweltminister informierte sich in Kempten zum energieautarken regenerativen ÖPNV

Kempten als Vorzeigestadt in Sachen Nachhaltigkeitsstrategie und Klimaschutz »Ich freue mich sehr, dass sich der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz

Thorsten Glauber, die Zeit genommen hat, persönlich nach Kempten zu kommen, um sich in aller Ausführlichkeit das Konzept »Energieautarker regenerativer Personennahverkehr in Kempten«­ vorstellen zu lassen. Dank der Zusammenarbeit der beiden Busunternehmer Haslach und Berchtold mit Prof. Dr. Martin Steyer und Dipl.-Ing. (FH) Norbert Grotz von der Fakultät Elektrotechnik der Hochschule Kempten haben wir die Chance, ein Leuchtturmprojekt für ganz Bayern und andere Bundesländer auf den Weg zu bringen«­, sagte Landtagsvizepräsident Alexander Hold im Rahmen des Treffens bei der Mona GmbH in Kempten.

Die Stadt Kempten verfolgt das strategische Ziel, Vorzeigestadt für den Klimaschutz zu sein. Seit 2019 hatten sich die beiden Busunternehmer Haslach und Berchtold mit dem Thema der kompletten Umstellung des ÖPNV hin zu völlig CO2-neutralen Antriebstechnologien befasst und ein Konzept entwickelt, welches einen energieautarken regenerativen Personennahverkehr in Kempten mit zunächst 50 Elektrobussen vorsieht. Die ersten E-Busse sind bestellt, die Planungen für den Bau der Stromerzeugung und Ladeinfrastruktur laufen. »Für uns als Busunternehmen steht ein Technologiewechsel ins Haus, den man mit der Umstellung von der Pferdekutsche auf Kraftwagen vergleichen kann«­, kommentierte Martin Haslach das gewaltige Projekt, für das er und sein Kollege Berchtold eine Unterstützung durch den Freistaat wünschen. »18% der CO2-Emissionen kommen aus dem Straßenverkehr und da dieser Bereich einer der größten beeinflussbaren Faktoren ist, stehen wir vor der Aufgabe, durch Elektromobilität Klimagase effizient einzusparen und nachhaltig zu denken und entsprechend zu handeln«­, so Haslach weiter. Alle 50 E-Busse werden mit Strom geladen, der zu 90 Prozent durch eigene Photovoltaikanlagen erzeugt wird, somit komplett energieautark. Die restlichen 10 Prozent sollen dann aus regionalen Bio-Treibstoffen kommen. Langfristiges Ziel sei es, auch diese 10 Prozent durch Langzeitspeicherung zu gewinnen und damit nahezu komplett autark und nachhaltig zu wirtschaften. Angedacht sei beispielsweise die saisonale Speicherung der überschüssigen PV-Energie über die Produktion von Wasserstoff, der dann über E-Fuels oder Ammoniak speicherbar gemacht wird. Im Klartext: Wird in Zeiten ohne ausreichend Photovoltaik-Strom Strom zum Laden der Busse benötigt, lässt sich der Wasserstoff, der im Wasserstoff-Speicher (H2-Tank) in der Energiezentrale gespeichert werden kann, mit den bivalenten Blockheizkraftwerken (H2 und Erdgas) wieder schnell und einfach rückverstromen.

Umweltminister zeigte sich beeindruckt
»Die Mobilität der Zukunft ist klimafreundlich. Dazu brauchen wir nachhaltige und überzeugende Konzepte. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Stärkung des ÖPNV. Kempten geht hier voran«­, unterstrich Umweltminister Thorsten Glauber im Rahmen der Konzeptvorstellung. »Mir ist es wichtig, dass wir mit unseren vorhandenen Ressourcen sorgfältig umgehen, erneuerbare Energie noch besser nutzen und dabei unsere Umwelt schützen. Unsere Fortbewegung muss insgesamt ressourcenschonender werden. Entscheidend ist, dass wir unsere Mobilität umweltverträglich gestalten und jetzt die Weichen entsprechend stellen. Die E-Mobilität im ÖPNV wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Das hat uns die Präsentation noch einmal deutlich gezeigt«­, lobte Glauber das bis ins Detail ausgearbeitete Projekt. Neben den beiden Betriebshöfen (Süd und Nord) ist ein so genannter Energiepark Ost geplant, also ein Solarpark mit Photovoltaikanlagen und Ladestationen. Die Module der Freiland-PV sollen verstellbar sein, um eine maximal effiziente Nutzung zu garantieren, und könnten darüber hinaus mit Blumenwiesen bepflanzt werden, um einen weiteren positiven Effekt für die Biodiversität und den Naturschutz im Allgäu zu sichern. »Die Energiewende schaffen wir nicht mit Ideologie, sondern mit cleveren praktischen Lösungen wie dieser. Ich höre aber großes Unbehagen vieler Bürgerinnen und Bürger, ob der ins Auge gefasste Standort beim Bachtelweiher der richtige sei. Daher ist es umso wichtiger, dass Standortalternativen – wie von uns beantragt – jetzt schnellstmöglich geprüft werden. Es gibt eine städtische Fläche an der Autobahn, die mir persönlich bestens geeignet erscheint. Wir brauchen aber unbedingt eine zügige Entscheidung, damit die Förderung dieses Vorzeigeprojekts klappt, welches perfekt zur Bayerischen Nachhaltigkeitsstrategie passt, für die Umweltminister Glauber federführend verantwortlich ist,«­ ergänzte Hold.