Fotos: Kathrin Dorsch

12.05.2023
»Das Spielzeug ist die Natur!«­

Als Politiker einen Vormittag lang im Waldkindergarten in Durach

»Da habe ich wirklich Glück, dass heute die Sonne scheint«­, begrüßte Landtagsvizepräsident Alexander Hold die Leiterin des Waldkindergartens Katrin Breckle und die rund 24 Kinder, davon zwei Integrationskinder, die jeden Tag in den Waldkindergarten am Anfang des Schreyenwaldes direkt nach dem Ortsausgang Durach kommen. »Wenn es regnet, sind wir natürlich trotzdem im Wald. Nur bei Gewitter, Sturm oder wenn die Schneelast zu groß ist, dann gehen wir in unseren Schutzraum, in die Villa K in Durach«­, so Breckle.

Der Waldkindergarten in Durach ist einer von insgesamt 14 in Bayern, die vom Träger h&b learning betrieben werden. Der Vorsitzende Franz Huber nutzte den Besuch des Landtagsabgeordneten, um auf ein Herzensanliegen aufmerksam zu machen: § 35 BauGB. Danach ist Bauen im Außenbereich nur in Ausnahmefällen gestattet – und zwar lediglich für privilegierte Vorhaben. Land- und forstwirtschaftliche Gebäude werden so problemlos genehmigt. Ob Waldkindergärten auch zu den privilegierten Vorhaben zählen, ist daher auch in Bayern immer noch umstritten. »Das bedeutet im Klartext: Eine Baugenehmigung für den Bauwagen zur Kinderbetreuung zu bekommen ist nach wie vor mühsamer als eine für einen Schafstall. Das ist schon absurd. Den Verantwortlichen der Waldraumpädagogik sollten nicht unnötig viele Steine in den Weg gelegt werden, wenn diese mithelfen wollen, den Bedarf an Kinderbetreuung zu erfüllen. Ich werde mich deshalb dafür einsetzen, dass Waldkindergärten im Baurecht explizit privilegiert werden«­, versprach Hold.

Kinder sehr selbstständig und kreativ
Die Kinder zwischen zweieinhalb und sieben Jahren nutzten die Chance seines Besuchs und zeigten Hold ihre Lieblingsplätze wie zum Beispiel eine große Wurzel, an der »wir immer Krankenhaus spielen«­. Die kleine Vreni aus Durach zeigte dem Abgeordneten außerdem, wie sie ihre Schuhe mit einem Stöckchen Holz aus dem Wald sauber macht. »Das mach ich jeden Tag und es macht Spaß. Und wenn ich die Schuhe nass sind, dann lasse ich sie trocknen und mache sie am nächsten Tag sauber«­, erzählte sie voller Stolz. »Es ist toll zu sehen, dass die Kinder hier frei spielen können und dabei selbst ungeheuer kreativ sind. Jedes Stück Lehm, jede Tannennadel oder jedes Stück Holz wird in das Spiel integriert«­, so Hold. Er bekam von ein paar Kindern am Ende aus Erde geformte »Brezen«­, welche »in unserer Bäckerei«­ entstanden sind. »Die Kinder sind die ganze Zeit an der frischen Luft, haben viel Bewegung und dabei immer im natürlichen Gelände unterwegs. Kein Teppichboden, kein Parkett. Das Spielzeug ist die Natur«­, fasste Hold seinen Besuch zusammen. »Ich finde die Waldraumpädagogik ein schönes Konzept, für das man sich als Eltern entscheiden kann. Hier werden Kinder nicht bespielt, sondern spielen selbst. Erkennbar werden sie dabei sehr früh selbstbewusst und vor allem selbständig.«­